Nach dem Piercen ist Sauberkeit und die richtige Pflege der gepiercten Stelle die Grundlage für eine normale Wundheilung. Ein Piercing ist während der Abheilphase (auch Epitheliarisierung genannt) eine offene Wunde und somit ein Angriffspunkt für Viren und Bakterien. Deshalb solltest Du niemals mit ungewaschenen Händen an Dein frisches und nicht abgeheiltes Piercing fassen (z.B. um es irgendwelchen Freunden oder Freundinnen stolz zu zeigen). Denke immer daran – es ist Dein Körper und eine Entzündung kann im Ernstfall zu einer Blutvergiftung führen.
Das Infektionsrisiko beim Piercing ist minimal, die Erfahrung zeigt, dass die meisten Probleme auf folgende Faktoren zurückzuführen sind:
1. Berührung mit schmutzigen Fingern, Oralkontakt oder Kontakt mit fremden Körperflüssigkeiten.
2. Unnötige Berührungen und Bewegungen der frisch gepiercten Stelle.
3. Benutzung eines Reinigungsmittels, auf das der Körper negativ reagiert.
4. Ungenügende bzw. unsachgemäße Pflege. Schmuck niemals drehen, bevor die Kruste oder Absonderungen nicht entfernt worden sind.
5. Besuch von Schwimmbädern, Solarien und Sauna vor kompletter Abheilung des Piercings.
6. Falsche Schmuckgröße (z.B. eine zu lange Banane oder ein Ring beim Nabelpiercing).
7. Allergische Reaktion des Körpers auf den Schmuck.
Zu beachten ist auch, dass 2-3 Tage vor und nach dem Piercen keine blutverdünnenden Medikamente eingenommen werden sollten (z.B. Aspirin/ASS).
Schmuck im Ersteinsatz
Für den Ersteinsatz sollte in jedem Fall (wie es der Gesetzgeber verlangt) sterilisierter Schmuck verwendet werden, dessen Nickel Gehalt unter 0,05% in der Gesamtmasse liegt und biokompatibel (Körperverträglich) ist. Geeignet wären Titan, wobei Titan auch nicht gleich Titan (mehr Info unter der Rubrik Materialkunde), nickelfreier Stahl (z.B. Implantanium®), Niobium, PTFE und Gold 18kt.
Die eigentliche Pflege ist außer bei intimen und oralen Piercings in etwa gleich:
Zunächst solltest Du Dir gründlich die Hände waschen, wie immer bevor Du den Ring oder Stecker anfasst. Trotz gründlicher Reinigung solltest Du dennoch den Ring oder Stecker nur an den Kugeln anfassen. Zum Entfernen der Kruste, die sich evtl. am Schmuck abgesetzt hat, gibt es verschiedene Möglichkeiten:
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- unter der Dusche mit Wasser einweichen
- mit einem geeigneten Reinigungsmittel behandeln und vorsichtig mit den Fingern, besser mit einem fusselfreien Reinigungstuch lösen (auch geeignet ist ein Papiertuch, Wattestäbchen nur bedingt, die fusseln sehr leicht und gerade die langen Wattefussel bleiben hartnäckig im Piercing haften).
Als nächstes trägst Du etwas von dem Wunddesinfektionsmittels, welches Dir dein Piercer empfohlen hat, auf beide Seiten der gepiercten Stelle auf und drehst den Ring bzw. bewegst den Stecker 4-5 mal hin und her, damit das Wundmittel in den Stichkanal gelangt und dort seine Wirkung entfalten kann. Reste des Mittels können mit einem sauberen Papiertuch entfernt werden. Dies sollte morgens und abends oder bei Verunreinigung wiederholt werden.
Wir empfehlen auf jeden Fall ein geeignetes Wundheilmittel zu verwenden und nicht irgendwelche Salben, Cremes (die verstopfen meist den Stichkanal und weichen den Stichkanal innen auf), benutzen. Vor allem aber sollte man nicht mehrere Mittel gleichzeitig verwenden.
Das abgeheilte Piercing sollte man beim Duschen auch stets säubern, also beim Waschen etwas hin und her drehen und gründlich ausspülen, da sich im Stichkanal Schweiß und Talg absetzt. Auch ein komplett abgeheiltes Piercing muss (fast) ständig getragen werden, da sich der Stichkanal (je nach gepiercter Stelle) innerhalb von Stunden so weit verschließen kann, dass ein Wiedereinsetzten (ohne neu zu Piercen) nicht mehr möglich ist. Bei einer Entzündung solltest Du auf keinen Fall einfach nur den Schmuck herausnehmen, die Entzündung könnte sich einkapseln und dadurch würde sich alles nur verschlimmern. Im Zweifelsfall ruf uns doch einfach an oder frage Deinen Piercer oder Arzt (dieser sollte allerdings etwas Erfahrung mit Piercings haben).
Einige Tipps fürs Nabelpiercing:
Auf keinen Fall solltest Du Gürtel mit großen Schnallen anziehen, dein Piercing wird so nur unnötig gereizt und könnte schlimmstenfalls rausgerissen werden. Ebenfalls solltest Du enge Hosen, scheuernde Kleidung und Kleidung vermeiden an der dein Piercing hängen bleiben könnte (z.B. Spitzen- oder andere Kleidung mit groben Maschen). Ziehe in den ersten Wochen keine bauchfreien Sachen an, es sei denn du deckst dein Piercing mit einem Pflaster ab damit kein Schmutz an das Piercing kommt.
Einige Tipps fürs Zungenpiercing/Mundpiercings:
Piercings pflegt man am besten mit einer Mundspülung z.B. ESEMDENT®, HEXORAL® oder LISTERINE®. Ich empfehle eine Mischung aus Kamillen- und Salbeitee( Kamille nimmt die Entzündung, Salbei hat eine desinfizierende Wirkung).
Man sollte die Pflege mit Mundspülungen allerdings auch nicht übertreiben und damit die Mundflora zerstören. Man sollte viel mit Mineralwasser spülen, welches gekühlt sein kann.
Nach dem Piercen innerhalb der nächsten 48 Stunden solltest du folgendes beachten:
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- nicht rauchen.(Es ist ein idealer Zeitpunkt um mit dem Rauchen generell aufzuhören).
- Kühlen z.B. durch lutschen von Eiswürfeln, am Besten du stellst sie schon vorher aus Kamillen- und Salbeitee – Mischung 1:1 her. (aufpassen vor Unterkühlung)oder besser spülen mit kaltem Mineralwasser, hauptsächlich um die Zungenschwellung, mit der man trotzdem für einige Tage rechnen muss, entgegenzuwirken.
- Gründliche Mundspülungen mit Wasser oder Tee nach jedem Essen.
- Nicht heißes oder scharfes essen oder trinken.
- Am besten viel Mineralwasser oder kalten Kamillen Tee trinken.
- 4 Wochen keine Milchprodukte, (Milch, Jogurt, Frischkäse) und auch keine Schokolade!
- keine Zungenküsse, kein Oralverkehr
Wenn dann alles gut verheilt ist, sollte man nicht zu viel mit den Zähnen am Metallschmuck spielen – das führt zu Schäden an den Zähnen. Für Eure Zähne ist es besser, nach 4 Wochen einen kürzeren Stab in die Zunge einsetzen zu lassen. Ein Piercing ist zwar auch ein Stück weit ein Spielzeug, aber mit Metall kann man bekanntlich Zähne beschädigen!
Einige Tipps für Gesichts- und Ohrpiercings
Vermeidet den Kontakt mit jeglichem Make up. Besonders beim Ohrpiercing sollten Sie darauf achten. Vor dem Aufsprühen von Haarspray das Ohr gut abdecken. Bitte auch in der Abheilphase beim Ohrpiercing keine Haare färben.
Piercings im Intimbereich
lassen sich mit Eigenurin (ist nicht jedermanns Sache) oder speziellen Mitteln, die von den Piercing-Studios empfohlen werden reinigen. Mindestens 4 Wochen sollte man enthaltsam leben und auf Geschlechtsverkehr verzichten. Siehe auch auf die Hinweise unter „intim“
Gesundheitliche Schäden die durch ein Piercing, ein Tattoo oder auch durch eine nicht notwendige Schönheit-OP entstanden sind werden von den gesetzlichen Krankenkassen nicht mehr übernommen. Die Kosten der ärztlichen Behandlung sind seit dem 01.07.2008 ausschließlich eine Privatleistung. Der Arzt oder auch Krankenhäuser sind verpflichtet worden, Meldungen an die jeweilige Krankenkasse zu melden.